Wir leben in einer Zeit, in der das Streben nach Glück unsere Sinne trübt. Das ist offensichtlich. Wir bewegen uns schnell, oft hektisch. Wir sind rastlos. Wir konsumieren Informationen. Wir scrollen. Wir liken. Wir kommentieren reflexhaft. In diesem Prozess bleibt wenig Raum für die kleinen Dinge. Die Stille, die Schönheit im Alltäglichen. Sie entgleiten uns.
Die Suche nach Glück, nach Sinn, hat ihre Schattenseiten. Große Gesten scheinen wichtiger als kleine Wunder. Innere Stärke zeigt sich in der Fähigkeit, die Zartheit im Gefüge des Lebens wahrzunehmen. Es braucht Zärtlichkeit und Akzeptanz – Akzeptanz der eigenen Verletzlichkeit. Nicht die Lautstärke zählt, sondern die leisen Momente. Es ist die Zärtlichkeit zu sich selbst und zur Welt.
Allerdings existiert auch Angst. Die Angst, das eigene Selbst zu verlieren, sich selbst zu verlieren und aus der Balance zu geraten – der Balance zwischen Leib und Seele. Im Spätkapitalismus fühlen wir uns oft gezwungen, Rollen zu spielen und Masken zu tragen. Masken, die nicht die eigenen sind. Karneval, das ganze Jahr. Der Verlust des Selbst ist eine große Tragödie. Konflikte, Streit und Gewalt sind die Folge. Aus Hütern der Erde werden Herrscher der Erde, die einem System des Todes dienen – der Ausbeutung aller Ressourcen, des Hasses und des Kampfes jeder gegen jeden.
Eigen-Ständigkeit bedeutet, keine Angst vor dem eigenen Sein zu haben. Es bedeutet, die kleinen Dinge zu schätzen, die das Fundament bilden und alles zusammenhalten. In diesen Momenten finden wir Trost. Wir müssen uns den Verlockungen entziehen, die Abhängigkeiten schaffen. Wir müssen wieder Hüter der Erde werden, in Verbundenheit mit allen Wesen.
Heute habe ich meine Konten bei Instagram und Threads gelöscht. Ich habe nicht versucht, sie durch andere Dienste zu ersetzen. Es war eine einfache Entscheidung, ein Schritt, mein Selbst, mich selbst vor Unheil zu bewahren. Das nennt man Eigen-Ständigkeit. Danach habe ich ein Räucherritual durchgeführt und eine Weile meditiert.
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